Unter dem Titel Die Wanderarbeiter präsentiert die „Galerie für Moderne Fotografie“ zum zweiten Mal Portraits von Ingar Krauss in einer Einzelausstellung.
Authentizität spielt in den Fotografien des Autodidakten Krauss in technischer wie auch inhaltlicher Hinsicht eine wesentliche Rolle. Als Verfechter der fotografischen Wahrheit meidet der Künstler die heute so beliebten und zahllosen Möglichkeiten zur fotografischen Manipulation. Stattdessen schafft er mittels seiner analogen und vorwiegend schwarz-weißen Arbeitsweise und dank seiner genauen Beobachtungsgabe Aufnahmen, die empathisch und zugleich eindringlich-scharf das Wesenhafte ihrer Akteure zum Ausdruck bringen.
Wurde Krauss einem breiteren Publikum zunächst durch seine Kinder- und Jugendportraits bekannt, zeigt diese Ausstellung Arbeiterportraits osteuropäischer männlicher Erntehelfer, die als Saisonarbeiter meist mit Beginn der Spargelzeit im April bis zur Weinlese im Spätherbst nach Deutschland kommen. Die Landwirtschaft ist auf den Einsatz dieser Wanderarbeiter angewiesen, denn kaum ein Deutscher ist bereit, die körperlich höchst anstrengende Arbeit unter den gebotenen Konditionen zu verrichten. Getrennt von Heimat und Familie erfolgt die Unterbringung in einfachsten Massenunterkünften, gearbeitet wird sieben Tage die Woche - die Hitze der Sommermonate tut ihr Übriges.
Die Erwartungen an ein Arbeiterportrait als traditionelles kunsthistorisches Sujet werden hier nur bedingt bedient, um zugleich übertroffen zu werden. Krauss rückt die Funktion der Portraitierten in den Hintergrund, um seiner künstlerischen Prämisse zu folgen, dem Wahren und Wesenhaften habhaft zu werden. Arbeitsspezifische Attribute, wie klar identifizierbare Werkzeuge oder der Arbeitsplatz selbst, sind nicht vorhanden oder nur reduziert dargestellt und auch auf andere Situationen übertragbar. Ebenso werden die Arbeiter nicht unmittelbar bei der Verrichtung ihrer Tätigkeit gezeigt, sondern in neutraler Gebärde: aufrecht stehend, teilweise halb entblößt, im Dreiviertelprofil oder frontal die Kamera fokussierend. Und es ist genau diese präzise Reduktion auf wenige Attribute und Gesten und die gleichzeitige Konzentration auf die individuelle Mimik und Psyche, die Krauss’ Arbeiten und seine Protagonisten so real, unverstellt greifbar und wirkungsvoll machen.
Authentizität spielt in den Fotografien des Autodidakten Krauss in technischer wie auch inhaltlicher Hinsicht eine wesentliche Rolle. Als Verfechter der fotografischen Wahrheit meidet der Künstler die heute so beliebten und zahllosen Möglichkeiten zur fotografischen Manipulation. Stattdessen schafft er mittels seiner analogen und vorwiegend schwarz-weißen Arbeitsweise und dank seiner genauen Beobachtungsgabe Aufnahmen, die empathisch und zugleich eindringlich-scharf das Wesenhafte ihrer Akteure zum Ausdruck bringen.
Wurde Krauss einem breiteren Publikum zunächst durch seine Kinder- und Jugendportraits bekannt, zeigt diese Ausstellung Arbeiterportraits osteuropäischer männlicher Erntehelfer, die als Saisonarbeiter meist mit Beginn der Spargelzeit im April bis zur Weinlese im Spätherbst nach Deutschland kommen. Die Landwirtschaft ist auf den Einsatz dieser Wanderarbeiter angewiesen, denn kaum ein Deutscher ist bereit, die körperlich höchst anstrengende Arbeit unter den gebotenen Konditionen zu verrichten. Getrennt von Heimat und Familie erfolgt die Unterbringung in einfachsten Massenunterkünften, gearbeitet wird sieben Tage die Woche - die Hitze der Sommermonate tut ihr Übriges.
Die Erwartungen an ein Arbeiterportrait als traditionelles kunsthistorisches Sujet werden hier nur bedingt bedient, um zugleich übertroffen zu werden. Krauss rückt die Funktion der Portraitierten in den Hintergrund, um seiner künstlerischen Prämisse zu folgen, dem Wahren und Wesenhaften habhaft zu werden. Arbeitsspezifische Attribute, wie klar identifizierbare Werkzeuge oder der Arbeitsplatz selbst, sind nicht vorhanden oder nur reduziert dargestellt und auch auf andere Situationen übertragbar. Ebenso werden die Arbeiter nicht unmittelbar bei der Verrichtung ihrer Tätigkeit gezeigt, sondern in neutraler Gebärde: aufrecht stehend, teilweise halb entblößt, im Dreiviertelprofil oder frontal die Kamera fokussierend. Und es ist genau diese präzise Reduktion auf wenige Attribute und Gesten und die gleichzeitige Konzentration auf die individuelle Mimik und Psyche, die Krauss’ Arbeiten und seine Protagonisten so real, unverstellt greifbar und wirkungsvoll machen.
Die Arbeitsbedingungen, denen Krauss’ Modelle tagtäglich und über Monate ausgeliefert sind, lassen vermuten, dass Gebrochenheit, Verzweiflung und Ermüdung den emotionalen Ausdruck der Portraits bestimmen. Doch auch wenn Spuren der Erschöpfung und Sehnsucht in den Werken zu lesen sind, so treffen wir genauso auf Stärke, ungebrochenen Stolz und Anmut. Einfühlsam gelingt es dem Künstler, die Würde seiner Modelle zu bewahren und in berührenden Arbeiten zum Ausdruck zu bringen. Somit begegnen wir in dieser Ausstellung weniger Opfern ökonomischer Notwendigkeit, sondern vielmehr einer Versammlung überlegener Helden.
Der gebürtige Ost-Berliner Ingar Krauss (*1965) lebt und arbeitet in Berlin und Zechin. Nach verschiedenen Tätigkeiten wie dem Bühnenhandwerk oder der Betreuung in einem psychiatrischen Wohnheim gelangte er Mitte der 1990er Jahre autodidaktisch zur Fotografie. Seine Werke sind bis heute in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert worden, u.a. in der Hayward Gallery London, dem Musée de l’Elysée Lausanne, im Palazzo Vecchio in Florenz und im ICP New York.
Der gebürtige Ost-Berliner Ingar Krauss (*1965) lebt und arbeitet in Berlin und Zechin. Nach verschiedenen Tätigkeiten wie dem Bühnenhandwerk oder der Betreuung in einem psychiatrischen Wohnheim gelangte er Mitte der 1990er Jahre autodidaktisch zur Fotografie. Seine Werke sind bis heute in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert worden, u.a. in der Hayward Gallery London, dem Musée de l’Elysée Lausanne, im Palazzo Vecchio in Florenz und im ICP New York.